Seit einiger Zeit haben wir mehrere Varianten des EPSON HX-20 in unserer Ausstellung,
die noch funktionieren. Das Interessante an diesem Universalgerät ist, dass es
noch bis vor nicht allzu langer Zeit im Einsatz bei der deutschen Bundeswehr
war, und zwar als Feuerleitrechner, was auch immer das genau für ein Zweck ist.
Dieses Gerät wird im allgemeinen als erster Handheld und erster Laptop der Welt
angesehen, und nach einigen praktischen Erfahrungen mit dieser kleinen
Maschine, die ungefähr so gross ist wie eine A4-Seite und etwa so dick wie ein
dünnerer Aktenordner, zeigt sich doch einiges an interessanten Details, die
sich in modernen tragbaren Computern, insbesondere solchen, die auch als
"phablets", als Zwischending zwischen "smartphone" und
"tablet", teils auch sogar "laptop" heute sehr beliebt
sind. Fangen wir doch beim Prozessor an. Es handelt sich - und das 1982, als
die Geräte tatsächlich auf den Markt kamen, um 2 gleiche Prozessoren, man
könnte als von einem "dual core" System sprechen. Als Bildschirm diente
eine LCD-Punktmatrixanzeige, die sowohl 4 Zeilen Text, als auch Grafik mit
einzeln ansteuerbaren Bildpunkten darstellen konnte. Zugegeben, das ist nicht
viel und Graustufen gab es auch nicht. Dafür war die Anzeige aber sehr gut bei
Tageslicht lesbar, was durch einen gut zugänglichen Kontrastregler an der Seite
unterstützt wurde. Und sie war sehr energiesparend, so dass das Gerät mit 4
NiCd-Akkuzellen, etwa einer Grösse "baby" entsprechend, einige
Stunden über die Runden kam. Das vollständige Aufladen dieser langlebigen
Akkus, die in unseren Geräten auch nach über 30 Jahren immer noch funktionieren
(!), dauert etwa 8 Stunden. Die Betriebsspannung seitens das Batterie beträgt
4.8V, so dass es auch kein Problem ist, wenn die Akkus mal versagen. Es gibt sie
heute noch in diesem Format verschweißt zu kaufen, und wenn es sie mal nicht
mehr gibt, lassen sich auch andere NiMH oder NiCd-Akkus einbauen. Eines der
Geräte, das eine Seriennummer im 900er-Bereich hat, also eines aus der frühen
Phase der Fertigung habe soeben, zwischen dem 5.1.2017 und dem 7.1.2017 einen
Laufzeit-Test mit ca. 44h Dauerbetrieb in Endlosschleife mit Display-Ausgabe
mit einer Akkuladung absolviert. Das kann sich auch heute noch für einen
tragbaren Rechner sehen lassen. Das
Programm sah so aus:
10 I=0
20 I=I+1
30 PRINT I
40 GOTO 20
Die Tastatur war "normal groß", sie ermöglichte ein angenehmes Schreiben. Mit integriert war ein kleiner Matrixdrucker, wie er heute noch in diversen Kassen zu finden ist. Es war kein Thermodrucker, sondern ein Nadeldrucker mit endlos-Farbband. Da der Drucker auch heute noch vielerorts in Gebrauch ist, kann man nach wie vor bei EPSON die Farbbänder kaufen. Das ist schon außergewöhnlich für ein solch altes Gerät. Typischerweise wurde das Gerät mit einem Diktiergerät-artigen Kassettenrecorder ausgeliefert, der als Massenspeicher diente. Dieser verfügte über einen elektronischen Bandzähler, der ausschließlich mittels Befehlen zu steuern war. So entfiel auch unterwegs das lästige manuelle herumspulen von Bändern. Man konnte ganz einfach ein Directory-Listing auf den Drucker für jedes Tonband ausgeben und mit der Kassette in die jeweilige Schachtel zum Aufbewahren geben. Wollte man ein Programm laden, konnte man mit dem Befehl "WIND" - das System verfügte wie damals üblich über ein eingebautes, reichhaltig erweitertes BASIC als Programmiersprache - an eine bestimmte Stelle des Bandes gespult werden und dann von dort aus gelesen werden. Praktisch. Für diejenigen, die in dem Erweiterungsschacht ein anderes Modul aus den Kassettenrecorder eingebaut hatten, gab es natürlich auch die Möglichkeit, einen externen Kassettenrecorder anzuschließen.
Nun war das Gerät zwar eine praktische Maschine für unterwegs, doch war tat man zu Hause, wo andere Rechner dieser Zeit sich an einen größeren Bildschirm wie den Fernseher anschließen ließen? Auch hier hatte EPSON eine Lösung, die wir leider nicht im Museum zeigen können: einen externen Bildschirmadapter, der eine wesentlich größere Anzeige auf ein Videodisplay ausgehen konnte, und das ganze in Farbe.
Weiterhin gab es eine serielle RS232-Schnittstelle. U.a. war sie es, die das Gerät zum Universalcomputer machte. So wurde der HX-20 auch als HT-II ausgeliefert in Funktion eines sog. "teach pendant", einem Handprogrammiergerät für EPSON/Seiko Industrieroboter-Controller. Einen solchen haben wir im Museum, vom Typ "Accusembler". Hier hat EPSON einfach das BASIC-ROM gegen ein SPEL-ROM, der den HX-20 zu einem seriellen Terminal macht, mit dem man die Roboter-Programmiersprache SPEL des Controllers per Kommandozeile bedienen kann, umfunktioniert. Dazu ist anzumerken, dass es keine relevante Hardwareanpassung braucht, und das "tech pendant" war, auch für heutige Verhältnisse, luxuriös. Es war klein und leicht, hatte aber sogar einen Drucker für Listings und Koordinatendaten, und einen Massenspeicher aufgrund des Tonbands für Backups oder zum Einspielen von Software.
Schließlich ermöglichte RS232 auch da Anschließen an Akustikkoppler und Modems, und auch BASIC unterstützte diese Funktionalität. So war das Gerät grundsätzlich auch netzwerktauglich. Für Firmen, die gerne ihr eigenes ROM verwenden wollten, war das Gerät auch wie gemacht: Unten befindet sich eine Klappe, darunter IC-Sockel zur Aufnahme alternativer und zusätzlicher ROMs. Ferner befindet sich hier ein DIP-Schalter zur Auswahl des Tastaturlayouts mit passendem Zeichensatz (LCD, Drucker) unabhängig vom Aufdruck auf der Tastatur.
Zusammenfassend kann man wirklich sagen, der HX-20 war der Pionier der mobilen Geräte. Er hatte eigentlich alle technischen Voraussetzungen, die man heute nach wie vor nicht missen möchte. Und das ganze gab es im übrigen schon 1982. Viele Rechner, die auf dem HX-20 folgten, hatten zahlreiche der Merkmale wieder nicht mehr, bis in die heutigen Tage, in denen Multi-Core CPUs auch in mobilen Geräten wieder der Standard sind.
Autor: Jürgen Hench
10 I=0
20 I=I+1
30 PRINT I
40 GOTO 20
Die Tastatur war "normal groß", sie ermöglichte ein angenehmes Schreiben. Mit integriert war ein kleiner Matrixdrucker, wie er heute noch in diversen Kassen zu finden ist. Es war kein Thermodrucker, sondern ein Nadeldrucker mit endlos-Farbband. Da der Drucker auch heute noch vielerorts in Gebrauch ist, kann man nach wie vor bei EPSON die Farbbänder kaufen. Das ist schon außergewöhnlich für ein solch altes Gerät. Typischerweise wurde das Gerät mit einem Diktiergerät-artigen Kassettenrecorder ausgeliefert, der als Massenspeicher diente. Dieser verfügte über einen elektronischen Bandzähler, der ausschließlich mittels Befehlen zu steuern war. So entfiel auch unterwegs das lästige manuelle herumspulen von Bändern. Man konnte ganz einfach ein Directory-Listing auf den Drucker für jedes Tonband ausgeben und mit der Kassette in die jeweilige Schachtel zum Aufbewahren geben. Wollte man ein Programm laden, konnte man mit dem Befehl "WIND" - das System verfügte wie damals üblich über ein eingebautes, reichhaltig erweitertes BASIC als Programmiersprache - an eine bestimmte Stelle des Bandes gespult werden und dann von dort aus gelesen werden. Praktisch. Für diejenigen, die in dem Erweiterungsschacht ein anderes Modul aus den Kassettenrecorder eingebaut hatten, gab es natürlich auch die Möglichkeit, einen externen Kassettenrecorder anzuschließen.
Nun war das Gerät zwar eine praktische Maschine für unterwegs, doch war tat man zu Hause, wo andere Rechner dieser Zeit sich an einen größeren Bildschirm wie den Fernseher anschließen ließen? Auch hier hatte EPSON eine Lösung, die wir leider nicht im Museum zeigen können: einen externen Bildschirmadapter, der eine wesentlich größere Anzeige auf ein Videodisplay ausgehen konnte, und das ganze in Farbe.
Weiterhin gab es eine serielle RS232-Schnittstelle. U.a. war sie es, die das Gerät zum Universalcomputer machte. So wurde der HX-20 auch als HT-II ausgeliefert in Funktion eines sog. "teach pendant", einem Handprogrammiergerät für EPSON/Seiko Industrieroboter-Controller. Einen solchen haben wir im Museum, vom Typ "Accusembler". Hier hat EPSON einfach das BASIC-ROM gegen ein SPEL-ROM, der den HX-20 zu einem seriellen Terminal macht, mit dem man die Roboter-Programmiersprache SPEL des Controllers per Kommandozeile bedienen kann, umfunktioniert. Dazu ist anzumerken, dass es keine relevante Hardwareanpassung braucht, und das "tech pendant" war, auch für heutige Verhältnisse, luxuriös. Es war klein und leicht, hatte aber sogar einen Drucker für Listings und Koordinatendaten, und einen Massenspeicher aufgrund des Tonbands für Backups oder zum Einspielen von Software.
Schließlich ermöglichte RS232 auch da Anschließen an Akustikkoppler und Modems, und auch BASIC unterstützte diese Funktionalität. So war das Gerät grundsätzlich auch netzwerktauglich. Für Firmen, die gerne ihr eigenes ROM verwenden wollten, war das Gerät auch wie gemacht: Unten befindet sich eine Klappe, darunter IC-Sockel zur Aufnahme alternativer und zusätzlicher ROMs. Ferner befindet sich hier ein DIP-Schalter zur Auswahl des Tastaturlayouts mit passendem Zeichensatz (LCD, Drucker) unabhängig vom Aufdruck auf der Tastatur.
Zusammenfassend kann man wirklich sagen, der HX-20 war der Pionier der mobilen Geräte. Er hatte eigentlich alle technischen Voraussetzungen, die man heute nach wie vor nicht missen möchte. Und das ganze gab es im übrigen schon 1982. Viele Rechner, die auf dem HX-20 folgten, hatten zahlreiche der Merkmale wieder nicht mehr, bis in die heutigen Tage, in denen Multi-Core CPUs auch in mobilen Geräten wieder der Standard sind.
Autor: Jürgen Hench
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